1929 - 1945

Ernst Günter Hansing wird am 15. Juni 1929 in Kiel geboren.

Tod des Vaters.

Bombardement eines Flüchtlingsschiffs, das der Künstler überlebt. Das Schreckenserlebnis prägt ihn nachhaltig.

1948 - 1952

Ausbildung zum Goldschmied.

Es entstehen expressive Bilder, mit denen sich der Künstler von seinem Kriegstrauma zu befreien trachtet.

Er besucht Emil Nolde und erfährt den Rat: „Lassen Sie sich von Ihrem Weg nicht abbringen. Sie haben ohne Zweifel Talent.“

Noch ein anderer Großer gibt Rat und Zuspruch zum Künstlerdasein. Oskar Kokoschka schreibt: „Talent haben Sie, doch lernen müssen Sie bis zum Ende, erst wer viel kann, sieht ein, daß ihm noch das meiste fehlt, wenn er den Maßstab richtig anlegt.“

1952 - 1953

Ein Stipendium der französischen Regierung eröffnet den Weg zur Schule Fernand Légers, der Hansings expressiver Malweise strenge Kompositionsprinzipen anempfiehlt. Er lernt präzise zu beobachten und zu zeichnen.

Hansing begegnet in Frankreich Pablo Picasso.

Eine tiefe Freundschaft zu der Schriftstellerin Clara Malraux, der Frau des französischen Kultusministers André Malraux, entsteht. Sie macht ihn bekannt mit Persönlichkeiten des kulturellen Lebens in Frankreich: mit der Bildhauerin Germaine Richier und mit dem Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler.

Der Eindruck der Glasfenster von Chartres wird zum Schlüsselerlebnis für das ganze künstlerische Schaffen. Das aus mystischer Tiefe leuchtende Blau der Fenster ruft das sprichwörtliche „Hansing-Blau“ der kommenden Werke hervor.

1955 / 1956

Zu den frühen Bildnissschöpfungen gehört eine „Hommage à Fernand Léger“, ein Wesensbild dieses Künstlers in sorgfältig ziselierter Komposition.

Ein Höhepunkt im frühen Porträtwerk ist ferner das Bildnis des Dichters Hans Henny Jahn.

1955 / 1956

Zahlreiche Glasfenster und keramische Wandgestaltungen in abstrakter Gestaltung entstehen.

Hansing entfaltet sich zum Künstler in umfassendem Sinn: Glasmalerei, Plastik, Wandrelief, Graphik und Malerei sind ihm Ausdrucksfelder in gleicher Meisterschaft.

Er trifft mit Chagall, Dalí und Manessier zusammen.

Große Themen in Hansings Oeuvre sind von nun an „Kosmische Eruptionen“ und Christusbilder. Das Kreuz wird ihm zum zentralen Bildzeichen: Symbol der Sinnmitte.

Die Einrichtung eines Ateliers an der Place St. Germain des Prés in Paris besiegelt die Liebe zu Frankreich.

1963

Dem jungen frankophilen Hansing eröffnet Konrad Adenauer die Möglichkeit, eine Porträtreihe von sich zu schaffen und sie im Bonn Palais Schaumburg auszustellen.

„Visionen - keine Porträts im üblichen Sinne“ nennt der Bundeskanzler Hansings Erkundungen seiner Gesichtslandschaft.

1963 - 1996

Mit den Adenauer-Bildnissen beginnt Hansing zum Chronisten der „Bonner Republik“ zu werden.

Er zeichnet und malt „Innenbilder“ vieler Persönlichkeiten aus der Politik: u.a. Ludwig Erhard, Walter Scheel, Herbert Wehner, Willy Brandt, Richard von Weizsäcker, Helmut Kohl.

Wer von Hansing gezeichnet oder gemalt werden will, muss nicht unbedingt prominent sein; er muss den Künstler nur für ein bildnerisches Thema faszinieren und den schöpferischen Prozess des Gestaltens bis zum Endergebnis wachhalten.

Menschenbilder Hansing‘scher Prägung haben nicht mit äußerer Repräsentation zu tun, viel aber mit der Affinität zu Hansings ins Surreale übersteigerten Landschaftkompositionen und mit dem steten Bewusstsein, dass der Mensch ein Teil der großen Schöpfung ist.

1964

Eine Gestalt, die Hansing fesselt, ist der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings. Von ihm entstehen zwei der eindrucksvollsten Bildnisse aus Hansings Schaffensperiode der sechziger Jahre.

Über Frings öffnen sich ihm die Pforten des Vatikans in Rom zu Papst Paul VI., und sie bleiben geöffnet noch unter dem Pontfiikat Papst Johannes Pauls II.

1969 / 1972

Skizzen, Studien und das Hauptwerk „Papsttum“ mit dem Bildnis Pauls VI. entstehen.

Bei der Übergabe des Hauptwerks empfiehlt der Papst der Weltöffentlichkeit, an einem solchen Bild nicht vorschnell vorüberzugehen, denn nur bei längerer Betrachtung erst erschließe sich seine Tiefe - ein Ratschlag, der für die Betrachtung aller Hansing-Werke gilt.

1973

Papst Paul VI. weiht die „Collezione d‘Arte Religiosa Moderna‘“ im Vatikan ein, in der sich fünf Arbeiten Hansings befinden.

1978

Erschütternde Zeichnungen des erblindeten Kardinals Frings, eine Woche vor dessen Tod.

In Rom stirbt Papst Paul VI. Hansing erhält Gelegenheit, den aufgebahrten Papst im Pertersdom zu zeichnen.

Es entstehen Skizzen von Papst Johannes Paul II., die das große Gemälde „Der Pilgerpapst“ vorbereiten.

1987 - 1994

Begegnung zwischen dem französischen Staatsprädidenten Francois Mitterand und Hansing auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof in der Nähe von Adenauers Grab.

Aus der Einladung zu Porträtsitzungen im Pariser Elysée erwächst mit Zeichnungen und Gemälden des Mitterand-Porträts eine der wichtigsten Werkgruppe in Hansings Porträtschaffen.

Mitterand ehrt den Künstler mit einem Besuch in dessen Pariser Atelier.

Hansing zeichnet in St. Paul de Vence (Südfrankreich) seinen Tischnachbarn Marc Chagall auf Briefumschlägen; aus dem Skizzenmaterial entwickelt er die Porträtreihe „Hommage à Chagall“.

1988

Hansing lernt in St. Paul de Vence den weltberühmten Regisseur David Lean („Doktor Schiwago“, „Die Brücke am Kwai“, „Lawrence von Arabien“) kennen und zeichnet dessen Porträt.

1989 - 1991

Jahre der Ehrungen:

Ernennung zum Professor, Ernennung zum Kommandeur des St. Gregoriusordens durch Papst Johannes Paul II., Verleihung des Bundesverdientkreuzes I. Klasse.

1990

Hansing krönt seine Porträtreihe großer Künstler mit Bildnissen der Violinvirtuosin Anne-Sophie Mutter. In diesen Bildnissen werden alle Formen zu Klang. „Da ist der ganze Körper Musik geworden“, urteilte sie über das Hauptwerk.

1995

Das Porträtwerk des Künstlers gipfelt in Bildnissen Mutter Teresa, der das Ehepaar Hansing in Rom begegnet.

Hansing findet für die „schwer arbeitende Samariterin und gläubige Seherin“ eine Formensprache von äußerster Sparsamkeit. Im Hauptbild verbindet nicht mehr als eine einzige fallende Linie das visionär himmelwärts gerichtete Gesicht und die knorrigen betend verschänkten Hände.

Jedes Mehr an Zeichnung wäre nach der Überzeuigung des Künstlers weniger gewesen, „denn“ - so Hansing - „diese Frau ist ja so unsagbar reich. Sie verkörpert das Wesentlich, das, worauf es letztlich ankommt. Und da muss man einfach weglassen können, um mehr zu zeigen.“ Dies ist zugleich das künstlerische Credo Ernst Günter Hansings gegenüber seinem Schaffen bis in die Gegenwart.

1998

Bildnis Adolf Kolpings im Katholisch Sozialen Institut der Erzdiözese Köln Bad Honnef.

1999 / 2000

Entwürfe einer Nirosta-Stahl Plastik für die Landes-Entwicklungs-Gesellschaft (LEG) in Kiel und Ausführung in den Werkstätten der Firma Kruse Flensburg.

2002

Porträt des Essener Bischofs Hubert Luthe und Übernahme des Bildes ins dortige Bischofshaus.

2005

Gründung des „Freundeskreise Ernst Günter Hansing“ zur Pflege, Verbreitung und Erforschung des Werks von Ernst Günter Hansing.

2006 - 2009

Porträtzeichnung auf Leinwand von Wolfgang Clement.

Übergabe an die Staatskanzlei Düsseldorf.

Small graphic edition: Wolfgang Clement

Diverse Ausstellungen

2010

Das Buch 'Ernst Günter Hansing in Selbstzeugnissen' erscheint.

2011

Ernst Günter Hansing stirbt am 31. Januar 2011 in seinem Haus in Rhöndorf/Bad Honnef am Rhein.

Er hinterlässt ein bedeutendes, künstlerisches Lebenswerk.